Wenn eine neue oder zusätzliche Treppe eingebaut werden soll, ist dafür zunächst ein Deckendurchbruch erforderlich. Die Kosten werden häufig grob unterschätzt. Was ein Deckendurchbruch kosten kann und welche Nebenkosten man dabei noch berücksichtigen muss, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was bereitet die Schwierigkeiten bei Deckendurchbrüchen?
Kostencheck-Experte: Nun – zunächst einmal stellt das Durchbrechen der Decke eines Geschosses ein nicht zu unterschätzendes Unterfangen dar, das Auswirkungen in vielen Bereichen hat.
In sehr vielen Fällen entsteht durch den Durchbruch der Decke auch eine sogenannte Nutzungsänderung am Gebäude. Geplante Nutzungsänderungen setzen fast immer eine Baugenehmigung voraus – erst wenn die Nutzungsänderung auch genehmigt ist, dürfen die Arbeiten durchgeführt werden.
Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt ist die Statik des Gebäudes. Decken haben eine wichtige Funktion für die Standsicherheit des Gebäudes – aus ihnen können nicht einfach nach Gutdünken Teile entfernt werden. Im Vorfeld ist also unbedingt eine statische Begutachtung und Berechnung erforderlich – der Statiker prüft zunächst rechnerisch, ob durch den Deckendurchbruch die Standsicherheit beeinträchtigt wird und schreibt gegebenenfalls zu treffende Abstützungs- und Abfangmaßnahmen vor.
Da sehr viele Decken heute aus Stahlbeton bestehen, sind Ausschnitte natürlich keine schnell und einfach zu erledigende Angelegenheit. In der Regel werden für die Herstellung von Deckendurchbrüchen heute Betonsägetechniken verwendet. Dabei muss auch auf den Schutz des Gebäudes (Betonsägen werden mit Wasser gekühlt, das unter Druck über die Säge geleitet wird) geachtet werden. Der Abtransport der herausgeschnittenen Teile verursacht dann aufgrund des hohen Gewichts der Teile dann ebenfalls noch einiges an Aufwand.
Vor diesem Hintergrund werden die hohen bis sehr hohen Kosten für einen „einfachen“ Deckendurchbruch verstehbar.
Frage: Mit welchen Kosten muss man für einen Deckendurchbruch in der Regel rechnen?
Kostencheck-Experte: Das kann im Einzelfall sehr unterschiedlich sein.
Wenn es um Durchbrüche für einen Treppeneinbau geht, werden Sie fast immer mit Kosten von mindestens rund 2.000 EUR bis 3.000 EUR rechnen müssen. In vielen Fällen können die Kosten aber auch durchaus bis zu 5.000 EUR oder 6.000 EUR betragen.
Bei sehr kleinen Ausschnitten (etwa zum Einbau eines innen verlaufenden, ummantelten Edelstahlkamins) sind die Kosten dann natürlich entsprechend günstiger.
Das ist deutlich mehr, als die meisten Menschen vorab schätzen würden. Tatsächlich können aber hier viele Faktoren zum Tragen kommen, die die Kosten sehr schnell und massiv verteuern können.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir wollen bei einem Altbau die bestehende Treppe durch eine Raumspartreppe an einer anderen Stelle ersetzen und benötigen an dieser Stelle daher zunächst einmal einen Deckendurchbruch. Statisch ist der Durchbruch kein Problem. Es sind nach dem Gutachten des Statikers baulich keine besonderen Abstützungen nötig.
In unserem Haus gibt es keinen Starkstrom-Anschluss, das Betonsäge-Unternehmen muss daher einen Generator mitbringen.
Posten | Preis |
---|---|
Statische Begutachtung | 350 EUR |
Vorbereitende Arbeiten (Baustelleneinrichtung) | 240 EUR |
Durchbruchsarbeiten | 2.150 EUR |
Ausschnitte vor Ort zerkleinern, abtransportieren und entsorgen | 300 EUR |
Generator – Tagesmiete | 135 EUR |
Gesamtkosten | 3.175 EUR |
Hierbei handelt es sich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel, das lediglich für ganz bestimmte Arbeiten gilt. Die Kosten können in anderen Fällen, insbesondere bei komplizierter Statik, auch deutlich höher liegen.
In unserem Fall genügte eine kurze Begutachtung durch den Statiker, um festzustellen, dass wir den Deckendurchbruch problemlos durchführen können. Das kann in anderen Fällen aber durchaus komplizierter sein – und damit auch deutlich teurer.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für den Deckendurchbruch in der Praxis ab?
Kostencheck-Experte: Hier kommt natürlich einiges zum Tragen, wenn es um die Kosten geht:
- die Situation vor Ort und die Art des Durchbruchs
- das Ausmaß der statischen Berechnungen, die erforderlich sind
- ob abgestützt oder abgefangen werden muss
- die Art der Decke und das Deckenmaterial (Holzbalkendecke, Stahlbeton, etc.)
- die Größe des Durchbruchs
- die Zugänglichkeit für Arbeiten
- ob es sich um einen Altbau oder einen noch unbewohnten Neubau handelt
- ob der Durchbruch rund oder eckig ausgeführt werden soll und welche Geräte zum Einsatz kommen müssen
- welcher Aufwand für den Abtransport des Ausschnitts anfällt (nicht nur die Größe des Ausschnitts sondern auch das Stockwerk, aus dem die Teile abtransportiert werden müssen ist hier maßgeblich)
Bei einem „einfachen“ Deckendurchbruch kommen also bereits sehr viele Faktoren zum Tragen, die das Vorhaben durchaus recht schnell enorm verteuern können. Daran sollte man immer denken und die Kosten auf keinen Fall unterschätzen.
Frage: Welche Kosten können für den Statiker anfallen – und braucht man den unbedingt?
Kostencheck-Experte: Eine statische Begutachtung im Vorfeld ist unbedingt erforderlich. Davon sollte man sich auch nicht abbringen lassen – selbst wenn Unternehmen angeben, sie hätten „sehr viel Erfahrung“ und auf einen Statiker könne verzichtet werden. In der Praxis kann es immer wieder Situationen geben, die auch ein noch so erfahrenes Unternehmen einmal übersehen kann – mit schweren Folgen für die Tragfähigkeit des Gebäudes.
Für eine einfache Begutachtung und eine Freigabe durch den Statiker ohne weitere Vorgaben wird man in der Regel zwischen rund 250 EUR bis 350 EUR rechnen müssen.
Müssen Abstützungen oder andere Maßnahmen durch den Statiker berechnet werden, kann es aber deutlich teurer werden. Kosten von bis zu 800 EUR, im Extremfall auch über 1.000 EUR sind hier durchaus möglich.
Frage: Wie berechnen sich die Kosten für den Schnitt selbst?
Kostencheck-Experte: Je nachdem, ob ein Ausschnitt rund oder eckig durchgeführt wird, entstehen hier unterschiedliche Kosten.
Bei einem eckigen Ausschnitt werden an allen Ecken des Ausschnitts Kernbohrungen durchgeführt, die man meist separat bezahlen muss. Bei einem runden Ausschnitt findet nur eine Bohrung in der Mitte statt, dann kommt eine sogenannte Zirkelsäge zum Einsatz.
Die Kosten für den Schnitt werden üblicherweise nach Quadratmeter Schnittfläche berechnet. Abgekürzt wird das als „Qm²“.
Ein Schnitt von 1 m Länge bei einer Deckendicke von 10 cm ergibt 0,1 Qm². (1 m x 0,1 m Deckendicke = 0,1 Qm²).
Die Schnittpreise können sich dann je nach Material auch verteuern – insbesondere das Schneiden durch die Stahlbewehrung schädigt das Sägeblatt und verursacht daher immer Zuschläge.
Frage: Wie kann man Preise zwischen unterschiedlichen Unternehmen vergleichen?
Kostencheck-Experte: Hier sollte man auf jeden Fall die Schnittkosten von den übrigen Arbeitskosten trennen.
Die Preise nach Qm² für den Schnitt selbst kann man meist leicht vergleichen.
Daneben sollte man immer erfragen, welche Kosten (meist Pauschalen) für die Einrichtung der Baustelle und für die Nacharbeiten (Zerkleinern des Ausschnitts und Entsorgen) anfallen. Werden die Kosten nach Regie (Stundenaufwand) verrechnet, kann man oft teurer kommen als bei einer Pauschale – das muss aber nicht zwingend der Fall sein.
Bei einem Kostenvoranschlag sollte man deshalb auch immer nach einer möglichst genauen Schätzung fragen, wie viel Zeit benötigt wird und das durch Nachfragen bei anderen Unternehmen gegenprüfen. Unrealistisch niedrige Zeitangaben können eine Kostenschätzung im Vorfeld oft recht niedrig aussehen lassen – am Ende wird es dann doch oft deutlich teurer.
Es kann sich auch lohnen, nachzufragen, ob das Unternehmen eventuell einen Statiker zur Hand hat, mit dem es zusammenarbeitet. Dadurch kann man oft auch diese Kosten im Vorfeld bereits deutlich senken.