Dachdecker übernehmen eine Vielzahl von Aufgaben am und rund um das Dach, das reicht vom Einbau von Dachfenstern bis hin zum Bau von Gauben und Dachterrassen. Das Kerngeschäft des Dachdeckers ist aber immer noch das Decken und das Dämmen von ganz unterschiedlichen Dächern. Was Dachdecker für ihre Leistung ganz allgemein verlangen, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was kostet ein Dachdecker?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal unmöglich beantworten, das hängt immer auch davon ab, welche Aufgabe ein Dachdecker gerade wahrnimmt. Rund um das Dach eines Hauses gibt es viel zu tun und die einzelnen Arbeiten sind oft stark unterschiedlich und werden in der Praxis auch ganz unterschiedlich abgerechnet.
Zunächst muss man also immer klären, von welcher Art von Arbeit man spricht:
- vom tatsächlichen Decken eines Daches
- von Dämmarbeiten im Dachbereich
- von Abrissarbeiten im Dachbereich
- von Klempnerarbeiten im Dachbereich
- von Abdichtarbeiten im Bereich von Flachdächern
- vom Einbau von Dachfenstern
- vom Anbringen von Dachaufbauten (etwa einer Solaranlage)
- vom Begrünen von Dächern oder Anlegen von Dachterrassen
Alle diese Arbeiten werden auf unterschiedliche Weise verrechnet, für den Dachdecker spielt für die Kalkulation neben der aufgewendeten Arbeitszeit auch häufig der erforderliche Maschineneinsatz eine Rolle.
In der Praxis liegt der reine Stundenlohn eines Dachdeckers meist im Bereich von 50 EUR bis 65 EUR pro Stunde. Dieser Wert kann auf Rechnungen auch von Unternehmen zu Unternehmen geringfügig schwanken, abhängig davon, wie hoch der Anteil an Kosten ist, die das Unternehmen auf die einzelne geleistete Arbeitsstunde eines Mitarbeiters umlegt (sogenannte Gemeinkosten). Hinter der Berechnung und der Umlegung der Gemeinkosten oder auch Allgemeinkosten steckt in den meisten Fällen eine komplizierte Kalkulation.
Für das Decken eines Dachs liegen die verrechneten Kosten im Allgemeinen bei rund 20 EUR pro m² bis 30 EUR pro m². Dazu kommen dann noch die Kosten für das Material, in diesem Fall die Dachziegel oder Dachsteine.
Werden beim Dachdecken Dämmungen eingebaut kann das Kosten von rund 10 EUR pro m² bis 40 EUR pro m² verursachen. Dazu kommen dann ebenfalls noch die Kosten für das Dämmmaterial, die in der Praxis zwischen 20 EUR pro m² und 60 EUR pro m² bei den üblichen Dämmstärken liegen können.
Wird ein Dach ganz oder teilweise abgerissen oder rückgebaut, kommen meist pauschale Sätze zur Anwendung. In der Regel liegen die Kosten für Abrissarbeiten (Entfernen der Dacheindeckung, der Latten, etc.) beim Steildach bei rund 10 EUR pro m² bis 15 EUR pro m², muss der Dachdecker das abgebaute Material nicht entsorgen, wird es meist 1 EUR pro m² bis 3 EUR pro m² günstiger.
Für Klempnerarbeiten im Dachbereich gelten wiederum eigene Sätze, weil es sich dabei genau genommen um ein eigenes Gewerk handelt (Klempner). Hier wird meist nach laufendem Meter für die Arbeiten gerechnet – in der Praxis bewegen sich die Preise dafür meist im Bereich von 40 EUR bis 60 EUR pro laufendem Meter.
Wenn es um Abdichtarbeiten im Bereich von Flachdächern geht (beim Steildach heißt es „decken“ beim Flachdach dagegen immer „abdichten“), können Sie in den meisten Fällen mit Kosten von rund 20 EUR pro m² bis 40 EUR pro m² rechnen. Das Material (Bitumenschweißbahnen) kommt zu diesem Preis dann noch dazu (meist rund 8 EUR pro m² bis 12 EUR pro m²). Werden punktuell Reparaturen an der Dachabdichtung durchgeführt, kann der Preis pro m² dann gelegentlich auch höher liegen.
Auch der Einbau von Dachfenstern gehört mit zum Aufgabenbereich eines Dachdeckers. Hier kommen meist pauschale Kostensätze zur Anwendung – in der Regel liegen die reinen Einbaukosten je Fenster bei 150 EUR bis 500 EUR, dazu kommen gegebenenfalls auch noch bis zu 150 EUR für das Anbringen der Innenverkleidung am Fenster.
Ähnlich verhält es sich mit den Kosten für das Montieren einer Solaranlage oder Photovoltaik-Anlage auf dem Dach: auch hier kommen meist pauschale Kostensätze je nach erforderlichem Aufwand zum tragen, wenn der Dachdecker die Anlage montiert. In der Regel liegen die Montagekosten für die meisten Anlage üblicher Größe bei rund 1.500 EUR, je nach Einbausituation vor Ort und Größe der Anlage kann das im Einzelfall aber auch abweichen.
Beim Begrünen von Dächern richten sich die Kosten immer nach der Art der Begrünung (extensiv oder intensiv) und nach dem nötigen Aufwand auf dem einzelnen Dach. Die Kosten bewegen sich dabei im Allgemeinen zwischen 25 EUR pro m² und 100 EUR pro m². Gegebenenfalls kann das bei komplizierteren Arbeiten auch noch etwas höher liegen. Beim Anlegen von Dachterrassen spielt, genauso wie beim Bau von Gauben dagegen allein der tatsächliche Aufwand eine Rolle für die Kosten. In diesen Fällen wird immer individuell nach erforderlichen Arbeiten und Aufwand kalkuliert.
Das sind nur die wichtigsten Aufgaben, die ein Dachdecker wahrnimmt – daneben gibt es auch noch viele weitere Nebenarbeiten, für die es dann wiederum oft eigene Preise gibt, oder bei denen ein Unternehmen individuell kalkuliert.
Kostenbeispiel aus der Praxis
Ein 180 m² großes Steildach soll komplett erneuert werden. Dafür muss das alte Dach samt Verlattung komplett abgerissen werden, einige Sparren müssen erneuert werden und daraufhin wird eine neue Verlattung angebracht und das Dach mit anthrazitgrauen Betondachsteinen neu gedeckt.
Posten | Preis |
---|---|
Abriss Altdach und Entsorgung | 2.509 EUR |
einzelne Sparren austauschen | 770 EUR |
Grundlattung erneuern | 980 EUR |
Trag- und Konterlattung erneuern | 2.160 EUR |
Dach mit Betondachsteinen eindecken (inkl. First- und Ortgangdeckung) | 6.480 EUR |
Gesamtkosten | 12.899 EUR |
Hierbei handelt es sich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel, das lediglich für bestimmte Arbeiten an einem ganz bestimmten Haus gilt. Die Kosten können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen.
In unserem Kostenbeispiel kann man aber deutlich sehen, dass sich vermeintlich einfache Arbeiten aus vielen einzelnen Schritten zusamensetzen und sich der Aufwand dann addiert. Das tatsächliche „Eindecken“ des Dachs macht hier nur rund die Hälfte der Gesamtkosten aus – der Rest verteilt sich auf die Abriss- und die Lattungsarbeiten.
Nicht berücksichtigt wurden in diesem Kostenbeispiel die Kosten für das Dachdeckergerüst und kleinere Nebenarbeiten wie das Anpassen des Traufbereichs, das Anarbeiten von neuen Blechen an den Schornstein und einige weitere kleine Nebenarbeiten. In der Praxis findet man viele solcher kleinen Arbeiten am Rande dann aber noch zusätzlich auf der Rechnung. Sie wurden nur, um die Komplexität unseres Beispiels nicht zu groß werden zu lassen der Übersichtlichkeit halber einmal unberücksichtigt gelassen.
Frage: Von welchen Dingen hängen die Dachdeckerpreise in der Praxis ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man eine Vielzahl von Dingen mit berücksichtigen:
- die Art der Arbeiten die durchgeführt werden
- den individuellen Aufwand der Arbeiten
- den individuellen Gegebenheiten vor Ort (Dachneigung, Komplexität der Dachgeometrie, Höhe des Dachs, etc.)
- dem verwendeten Material
- den benötigten Geräten für die Arbeiten
- der Größe der Fläche auf der gearbeitet wird und dem gesamten Umfang der Arbeiten
- der Höhe der Gemeinkosten, die das Unternehmen auf die einzelne geleistete Stunde umlegt
Alle diese Dinge spielen für den Preis, den der Dachdecker für seine Arbeiten kostet, eine Rolle. In der Praxis kommen hier in jedem Punkt viele Details zum Tragen, die berücksichtigt werden müssen.
Frage: Ein Unternehmen, das hohe Gemeinkosten umlegt, ist damit also automatisch immer teurer?
Kostencheck-Experte: Nein, der Zusammenhang ist hier in der Tat komplexer.
Wenn Sie ein Unternehmen haben, das einen Schrägaufzug verwendet und dessen Mitarbeiter mit dem „Lattblitz“ arbeiten (einem Gerät um Verlattungen besonders schnell anbringen zu können), arbeitet dieses Unternehmen auch deutlich effizienter und schneller.
Das heißt, das Unternehmen „produziert“ deutlich weniger Arbeitszeit bei den einzelnen Arbeitsschritten. Damit werden die Leistungen günstiger.
Umgekehrt müssen diese Hilfsmittel allerdings auch angeschafft und bezahlt werden, dazu kommen Wartungskosten. Diese Kosten werden als Gemeinkosten dann wiederum auf die einzelne Arbeitsstunde umgelegt.
Was am Ende für Sie als Kunden günstiger ist, lässt sich unmöglich pauschal sagen: das Unternehmen das mit einer geringen Gemeinkosten-Umlage dafür aber langsam viele Stunden arbeitet, oder das Unternehmen, das deutlich weniger Arbeitsstunden benötigt, dafür aber höhere Gemeinkosten auf den Stundensatz rechnet. Vieles hängt hier auch von der individuellen Aufgabenlage ab, oftmals lassen sich Maschinen nur eingeschränkt einsetzen oder bringen in einzelnen Situationen nur mehr einen geringen Zeitvorteil.
Tatsächlich vergleichen lassen sich Preise immer nur dann, wenn man bei exakt gleichen Leistungen die Gesamtkosten miteinander vergleicht.
In der Praxis empfiehlt es sich – wegen der vielen Unterschiede in den Details – am ehesten, sich zunächst ein Angebot einzuholen, die Preise zu schwärzen und auf Grundlage dieses „Angebotsmusters“ Angebote von anderen Unternehmen einzuholen und die Endpreise zu vergleichen. Nur so kommt man am Ende oft zu einem sinnvollen Kostenvergleich.
Frage: Inwieweit spielen die verwendeten Materialien eine Rolle?
Kostencheck-Experte: Gerade im Dachbereich gibt es immer mehrere Möglichkeiten, unterschiedliche Materialien einzusetzen. Die Preisunterschiede können dabei beträchtlich sein.
Ein gutes Beispiel dafür sind bereits ganz einfache Dachziegel aus Ton: Während einfache Ausführungen oft nur 7 EUR pro m² bis 10 EUR pro m² kosten, kann das bei Premium-Modellen durchaus bis zu 40 EUR pro m² oder 50 EUR pro m².
Rechnet man diese Unterschiede im Materialpreis von 30 EUR pro m² oder mehr einmal auf die Größe von Dachflächen (oft 100 m² bis 200 m²) hoch, ergeben sich dabei enorme Kostenunterschiede alleine beim Material.
Ganz ähnlich sieht es auch mit anderen Materialien aus – etwa mit Blechen. Der preisliche Unterschied zwischen Zink, Edelstahl und Kupfer ist ähnlich groß. Auch das hat am Ende deutliche Auswirkungen auf die Gesamtkosten von Dachdeckerarbeiten.